Parodontitis ist eine der häufigsten chronischen Erkrankungen weltweit – und trotzdem bleibt sie oft lange unbemerkt. Anfangs sind es nur leichtes Zahnfleischbluten oder ein empfindlicher Zahn. Doch hinter diesen kleinen Anzeichen kann ein ernstes Problem stecken, das nicht nur dein Lächeln, sondern auch deine allgemeine Gesundheit betrifft.
Parodontitis ist eine chronische Entzündung des Zahnhalteapparats – also des Zahnfleischs, Bindegewebe sund Kieferknochens. Sie entsteht meist aus einer unbehandelten Zahnfleischentzündung, die durch eine bakterielle Infektion hervorgerufen wird.
Doch was viele nicht wissen: In deinem Mund leben mehr als 700 verschiedene Bakterienstämme Wie kann es also zu einer Infektion und Entzündung kommen? Auslöser ist eine Verschiebung im oralen Mikrobiom: Schädliche Bakterien wie Porphyromonas gingivalis vermehren sich, während die schützenden Bakterien zurückgedrängt werden.
Das Tückische: Parodontitis verläuft oft schmerzarm, verursacht aber langfristig Zahnfleischrückgang, Knochenabbau und Zahnverlust.
Wenn dein Körper den Rückzug antritt
Normalerweise reagiert dein Immunsystem auf Eindringlinge wie schädliche Bakterien mit einer Entzündung – ein geplanter, kurzzeitiger Abwehrmechanismus, der Keime eindämmt und das Gewebe schützt. Auch bei einer parodontalen Entzündung ist diese Reaktion zunächst sinnvoll.
Doch bei Parodontitis gerät dieses Gleichgewicht aus der Bahn: Bestimmte Bakterien, allen voran Porphyromonas gingivalis, vermehren sich überproportional und stören die gesamte Zusammensetzung des oralen Mikrobioms. Diese Verschiebung (Dysbiose) führt dazu, dass sich ein stabiler Biofilm bildet, in dem die schädlichen Bakterien eng zusammenarbeiten und sich gegenseitig schützen.
Ziel moderner Konzepte ist daher: dysbiotischen Biofilm professionell entfernen und die Neubesiedlung in Richtung eines stabilen, symbiotischen Biofilms fördern, der Entzündung dämpft und Gewebe erhält.
Wer ist betroffen – und warum es dich angehen sollte
Ab dem 35. Lebensjahr steigt das Risiko deutlich, doch auch jüngere Erwachsene können erkranken. Risikofaktoren sind u. a. schlechte Mundhygiene, Rauchen, Diabetes oder genetische Veranlagung.
Parodontitis betrifft jedoch nicht nur den Mund: Studien zeigen Verbindungen zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Arthritis und sogar Alzheimer. Das liegt daran, dass entzündungsfördernde Bakterien und ihre Toxine über den Blutkreislauf in andere Organe gelangen können.
Der Mund ist Heimat eines komplexen Mikrobioms mit über 700 Bakterienarten, die in einem fein abgestimmten Biofilm zusammenleben. In einem ausgewogenen (eubiotischen) Zustand helfen sie, Krankheitserreger in Schach zu halten und das Immunsystem zu regulieren – eine echte „symbiotische Gemeinschaft“ aus Mikroben und Wirt.
Wenn dieses System jedoch aus dem Gleichgewicht gerät (Dysbiose), bieten sich opportunistische Pathobionten wie Porphyromonas gingivalis Raum zur Ausbreitung. Der Biofilm verfestigt sich, schützt die Pathogene und führt zu chronisch entzündlichen Reaktionen, die Zahnfleisch und Knochen schädigen.
Herkömmliche Behandlungen wie Chlorhexidin oder Breitbandantibiotika greifen breit – sie zerstören nicht nur schädliche Bakterien, sondern auch nützliche Mikroorganismen. Das kann wichtige Funktionen beeinträchtigen und die Widerstandsfähigkeit des Mikrobioms verringern.
Wissenschaft & Wirkstoffe: Die neue Generation Zahnfleischpflege
Die Forschung zur Zahnfleischgesundheit hat in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht. Heute stehen verschiedene Strategien zur Verfügung, um das Risiko für Zahnfleischerkrankungen zu senken und die Mundflora im Gleichgewicht zu halten:
Antiseptische Wirkstoffe – z. B. Chlorhexidin oder Cetylpyridiniumchlorid (CPC) hemmen Bakterienwachstum breit und reduzieren die Keimzahl, greifen jedoch auch nützliche Mikroben an.
Breitbandantibiotika – werden in der Zahnmedizin nur kurzfristig und gezielt eingesetzt, etwa bei schweren parodontalen Infektionen. Nachteile sind mögliche Resistenzentwicklung und Störung des Mikrobioms.
Mikrobiom-modulierende Substanzen – fördern gezielt günstige Bakterien oder hemmen schädliche Arten, z. B. durch probiotische Zusätze.
Pathoblocker – neuere Wirkstoffklassen, die nicht alle Bakterien abtöten, sondern spezifische krankmachende Mechanismen einzelner Keime blockieren, z. B. die Hemmung von Enzymen, mit denen P. gingivalis Gewebe abbaut oder das Immunsystem beeinflusst.
Pflanzliche und enzymatische Wirkstoffe – etwa ätherische Öle, Enzymkombinationen oder Polyphenole, die antimikrobiell, entzündungshemmend oder antioxidativ wirken.
Der Trend geht klar in Richtung Selektivität – also gezielt die schädlichen Eigenschaften im Biofilm zu unterbinden, ohne das gesamte Mikrobiom zu zerstören. Das erhält die natürliche Schutzfunktion der Mundflora und reduziert gleichzeitig das Risiko einer chronischen Entzündung.
Ein Beispiel für einen solchen selektiven Ansatz ist die Entwicklung von Wirkstoffen, die gezielt die krankmachenden Mechanismen von P. gingivalis blockieren, ohne nützliche Mikroben zu schädigen – ein Prinzip, das auch in der PerioTrap®-Forschung verfolgt wird.
Professionelle Zahnreinigung (PZR) 1–2x pro Jahr - entfernt hartnäckigen Biofilm und Zahnstein auch an Stellen, die zu Hause kaum erreichbar sind.
Tägliche Pflege mit sanften, mikrobiomfreundlichen Produkten - erhält die Balance im Mund und schützt die nützlichen Bakterien.
Zahnzwischenräume reinigen (Interdentalbürsten oder Zahnseide) – beseitigt Plaque dort, wo die Zahnbürste nicht hinkommt, und reduziert Entzündungsherde.
Risikofaktoren minimieren (Rauchen aufgeben, Diabetes kontrollieren) – verbessert die Durchblutung des Zahnfleischs und senkt die Entzündungsneigung.
Nach dem Putzen nicht mit Wasser nachspülen – so verbleiben die Wirkstoffe länger dort, wo sie gebraucht werden.